FRÜHJAHR 2017
"Käthe Hermann" von Anne Lepper ÖEA
Premiere 3. Mai 2017
Weitere Vorstellungen am 4.5.6.7 und 9. Mai 2017
Kulturhaus Dornbirn 20 Uhr
Regie Stephan Kasimir
Bühne und Kostüme Caro Stark
Licht Othmar Gerster
Produktionsleitung Lisa Weiss
Organisation Thomas Bechter
Regieassistenz Paul Köstl
Mitarbeit Bühne und Kostüm Mandy Hanke
Maske Anita Rószár und Ariane Gemeiner
Plakate, Programmheft, Karten Marlies Stark
DarstellerInnen Barbara Bauer, Jens Ole Schmieder und Johanna Tomek
NEUE RUBRIK : HELD DES TAGES! HEUTE: MANU MENGHIN
Käthe Hermann lebt mit ihrer Tochter Irmi und dem gelähmten Sohn Martin zusammen und weiß sich und die Familie zu beschäftigen. Sie sieht sich als Bühnenkünstlerin, als Tänzerin. Weil sie von Hans, ihrem verstorbenen Mann, zweimal geschwängert und gleich anschließend verwitwet wurde, brachte ihr Talent weder Ruhm noch Geld. Nun, da die Brut bereits ergraut, ist sie an der Reihe. So muss das Wohnzimmer allabendlich als Bühne, müssen ihre Kinder als Techniker und vor allem als Publikum dienen. Irmi und Martin müssen die Mutter nicht nur umjubeln, sie sollen genau darin auch ihr eigenes Glück finden. Denn Käthe Hermann, die gute Mutter, will, daß die Familie glücklich ist. Überhaupt: Der Käthe stellt sich niemand in den Weg. Weder die widerborstige Tochter, noch der verkrüppelte Sohn. Und erst recht nicht die Bagger, die das Haus abreißen sollen. Zwangsumsiedlung kommt nicht in Frage. Im Gegenteil, jetzt wird renoviert.
KÄTHE HERMANN zeigt, wie die Mitglieder einer Familie Illusionen über die eigene Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft produzieren, um sich als gesellschaftlich handlungsfähige Individuen und als wertvolle Mitglieder einer Gemeinschaft sehen zu können. Und es zeigt den Wahn, der entsteht, wenn diese Illusionsproduktion durch die gesellschaftlichen Bedingungen bedroht wird. Sprachlich kunstvoll verknappt und doch reich an Weltbezügen und Subtexten entwickelt Lepper aus der kleinen Zelle das Porträt einer Gesellschaft des Selbstbetrugs. Oder anderes gesagt psychologisches Verständnis paart sich hier mit einer Freude an literarischen Übertreibungen ins Surreale. Leppers Figuren sind so störrisch eigensinnig, weltfremd, so bösartig und so absonderlich, dass man sich im besten Sinn an Thomas Bernhards geistige und physische Krüppel bzw. an Samuel Becketts metaphysische Clowns erinnert fühlt. Drei schräge Figuren reichen vollständig aus, um die ganze verkleidete Eigensucht auszumalen, mit der die Quoten-Medien die TV- Psychen ständig vollstopfen. Und so endet dieses Stück auch in einer großen mütterlichen Phantasie von Massensuggestion durch eine Fernsehübertragung ihres „Ideal-Lebens“ in die ganze Welt, während die Tochter stirbt. Bizarr, verrückt, und doch so wahr.
Die Autorin
Anne Lepper studierte Philosophie, Literatur und Geschichte in Wuppertal, Köln und Bonn. Es folgten Promotionsstudien in Bamberg und Essen sowie das Studium des literarischen Schreibens an der Hochschule der Künste Bern. Mit ihrem Debütstück SONST ALLES IST DRINNEN wurde sie zum Münchner Förderpreis für deutschsprachige Dramatik eingeladen. In der langen Nacht der neuen Dramatik, die 2009 erstmals an den Münchner Kammerspiele stattfand, gewann sie den Publikums- und Förderpreis. SONST ALLES IST DRINNEN wurde im Frühjahr 2010 in der Regie von Jessica Glause an den Münchner Kammerspielen uraufgeführt.
Es folgten die Stücke KÄTHE HERMANN (UA: 5.1.2012, Theater Bielefeld) und HUND WOHIN GEHEN WIR, deren verstörende und sprachbesondere Eigenheiten ebenfalls schnell für Beachtung sorgten.
Mit HUND WOHIN GEHEN WIR wurde Anne Lepper zum tt Stückemarkt des Berliner Theatertreffens 2011 eingeladen, bei dem sie den mit 7.000 EURO dotierten Werkauftrag des tt-Stückemarkts zugesprochen bekam. In Folge dessen entstand mit SEYMOUR ihr vierter Text für die Bühne, der am 8. Januar 2012 in der Regie von Claudia Bauer am Staatstheater Hannover uraufgeführt wurde.
Im Frühjahr und Sommer 2012 produzierte der Westdeutsche Rundfunk die auf den gleichnamigen Theaterstücken basierenden Hörspiele HUND WOHIN GEHEN WIR und SEYMOUR.
Mit KÄTHE HERMANN wurde Anne Lepper zu den Mülheimer Theatertagen 2012 und zu den Autorentheatertagen ans Deutsche Theater Berlin eingeladen.
In der Kritikerumfrage des Fachmagazins »Theater Heute« wurde Anne Lepper zur Nachwuchsdramatikerin des Jahres 2012 gewählt.
2013 erhielt sie den Dramatikerpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft und ein Stipendium der Contemporary Arts Alliance Berlin.
Ihr Stück LA CHEMISE LACOSTE wurde in der Regie von Alia Luque im Februar 2015 am Schauspielhaus Düsseldorf uraufgeführt.
Am Theater Dortmund folgte im Mai 2015 die Uraufführung des Jugendstückes ACH JE DIE WELT. Zudem entstand das Stück ENTWURF FÜR EIN TOTALTHEATER, mit dem Anne Lepper zum Heidelberger Stückemarkt 2016 eingeladen wurde.
Für das Nationaltheater Mannheim schrieb sie das Stück MÄDCHEN IN NOT (UA: Mai 2016).